Dienstag, April 21

Teil 9

Ajatuk sieht ihren Weg vor sich, sie steht zu ihrem christlichen Glauben und will dies Usnea klar sagen, nicht dass sie sich wieder damit verstecken muss. Sie will aber auch ihr Wissen über das Schamanentum ausweiten und später nach dem Studium in Kopenhagen zurückkehren in den äussersten Zipfel  Grönlands und ihrem Volke dienen. Sie weiss, wie viele Leute noch tief in den heidnischen Ritualen gefangen sind und sich nur sachte der modernen Welt öffnen. Sie will aktiv mithelfen, dass die Inuits ein besseres Leben haben sollen.
Mit diesen Gedanken schöpft sie Kraft und ruft ein letztes Mal nach Horak, doch ihr Stimmchen kommt nicht weit, sie ist heiser, ihr Kopf glüht, ihre Füsse fühlen sich heiss an auf dem eiskalten Boden. Der Wind peitscht ihr Hemdchen auf, sie fühlt ihre Hände nicht mehr. Mit letzter Kraft springt sie in dieser eisigen Oede einem fahlen Lichte entgegen. Es ist das Iglu unter dem Felsvorsprung von Usnea. Ajatuk tritt ein, fällt zu Boden und verliert das Bewusstsein.
Als Ajatuk die Augen wieder öffnet sieht sie das vertraute, gute Gesicht Usneas vor sich. Ajatuk schrickt hoch, doch Usnea drückt sie auf die Bettstatt zurück, flösst ihr einen warmen Tee ein, legt einen Finger auf die Lippen und murmelt: "Sprich später, zuerst musst du dich erholen!"  Ajatuks Hände und Füssen sind in warme Lappen eingewickelt, sie liegt unter einem warmen Robbenfell und fühlt sich seltsam gut und geborgen. Doch dann hebt sie abrupt den Kopf wieder hoch und bringt mit einer heiseren, fremd klingenden Stimme den Namen Horak hervor. Usnea kehrt zum Bett zurück und beruhigt sie und sagt: "Wir gehen später zusammen auf die Suche nach Horak, zuerst musst du dich erholen." Beruhigt sinkt Ajatuk erneut in einen tiefen Schlaf.