Montag, Mai 25

Teil 2


Geboren ist Flocki hoch oben in den Wolken. Ein winzig kleines Staubkörnchen diente als Kondensationskern, an welchem sehr kleine, unterkühlte Wassertröpfchen festgefroren sind und sich so ein erstes Kriställchen ausgebildet hat. Bei einer Temperatur von 0 bis minus 3 Grad formte sich durch weiteres Anfrieren von Feuchtigkeit schliesslich ein sechseckiges Plättchen.

Wenn das neugeborene Eiskriställchen schwer genug ist, beginnt es zu fallen. Bei seinem Fall wirken neben der Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit auf die Ausgestaltung des Schneeflöckleins ein. Gelangt es auf seiner Himmelsreise durch relativ trockene Luft, dann wächst es als sechseckiges Plättchen weiter. Unter feuchten Bedingungen jedoch bilden sich sechsstrahlige Sternchen, die sich oft noch weiter verästeln. Je feuchter die Luft ist, desto verzweigter und graziler werden die Schneesternchen. Da jedes der winzigen Himmelsboten seinen eigenen Weg durch die Luft zurücklegt, erhält es seine eigene, unverwechselbare, einzigartige Gestalt.

Flocki ist speziell. Sie freut sich über ihr zierliches Gewand.
Flocki fühlt sich glücklich, wenn sie sich die Überraschung des Geburtstagskindes vorstellt. Als Himmelsbote möchte sie den Menschen den Glanz aus einer schönen Welt bringen.

Leise klingend fliegt sie weiter. In der Ferne erblickt sie ein grosses Haus inmitten einer wunderschönen Parkanlage. Da Flocki alles erkunden will, lässt sie sich dorthin treiben. Hier gibt es wohl keine Arbeit für sie. Die Menschen in so einem prächtigen Haus haben bestimmt genügend Geld für feine Kuchen und Geburtstagsgeschenke.                                                       Durch ein grosses Fenster sieht sie einen Mann an einem Glastisch sitzen. Mit glasigem, leerem, tief traurigem Blick schaut er in die Ferne. Neben ihm steht eine halbleere Flasche. Flocki ist erschüttert. Wie tieftraurig der einsame Mann ist. Es gibt nicht nur äussere Armut. Es gibt inmitten materiellen Wohlstandes unsägliches Elend. Sachte, ganz sachte nähert sie sich dem unglücklichen Menschen. Ganz nahe huscht sie an sein Ohr und lässt ein leises Glockenklingeln ertönen.