Bevor sich Rebyc schlüssig war, was
er tun möchte, geschah mit ihm etwas, das er Zeit seines sehr langen Katzenlebens
nie vergessen würde. Eine Hand packte ihn und steckte ihn in eine Stahlkammer
mit einer Höllenmaschine. Nachdem sich Rebyc vom ersten Schreck erholt hatte,
versuchte er, das Gerät genau zu inspizieren. Dieses war gut abgesichert gegen einen
direkten Zugriff. Dennoch konnte er von aussen eine Apparatur mit einer
winzigen Menge radioaktiver Substanz, einen Geigerzähler, einen Hammer sowie
eine Flasche mit Blausäure entdecken. Im Laufe einer Stunde konnte vielleicht
eines der Atome zerfallen, ebenso
wahrscheinlich aber auch keines; geschah es, so sprach das Zählrohr an und
betätigte über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit Blausäure
zertrümmerte. Hatte man dieses ganze System eine Stunde lang sich selbst
überlassen, so konnte man sich sagen, die Katze lebe noch, wenn inzwischen kein
Atom zerfallen war oder sie sei tot, wenn sie durch einen Atomzerfall mit
Blausäure vergiftet worden war.
Die Hand, die Rebyc in die Kiste gesperrt
hatte, gehörte einem Herrn namens Schrödinger. Er war ein junger
Wissenschaftler, der sich mit Quantenmechanik befasste und dem Rebyc für ein
Experiment gerade im richtigen Moment in seiner Gedankenwelt begegnet war.
Er wollte, wie er der
Cyber-Katze erklärte, aufzeigen, dass sie tot und gleichzeitig quicklebendig
sein könne, solange sie niemand anschaue. Erst ein Beobachter vermöge die
Wirklichkeit, das Entweder-oder, zu definieren.
Die Frage nach dem Zustand der Katze, wenn man nicht in
die Kiste schaut, sollte Erwin, der sich Rebyc mit seinem Vornamen vorgestellt
hatte, als Analogie zur Frage nach dem quantenmechanischen Zustand eines
Systems dienen, solange keine Messung vorgenommen wird.
Um Rebyc ein
angenehmes Dasein in der Kiste zu ermöglichen, gab ihm Erwin eine kleine Gummimaus
zum Zeitvertreib. Dann wünschte er ihm viel Glück und legte den Deckel über die
Kiste. Rebyc war zuerst starr vor Entsetzen, dann vor Empörung. «Was stellt
sich dieser Erwin vor! So etwas lässt sich ein Cyber-Büsi nun wirklich nicht
bieten! Und die blöde Gummimaus stellt ja den Gipfel der Frechheit dar. Wenn es
wenigstens ein virtuelles Mäuslein wäre. Aber davon hat der Kerl wohl keine
Ahnung. Ha! Wahrscheinlich versteht er
nicht mal was von Glasfaserkabeln und 5G!» Rebyc schnaubte vor Wut. Seine
schwarzen Barthaare zitterten und die violetten Ohren verfärbten sich gelb.» Als
Erwin Schrödinger den Rücken drehte, hob Rebyc den Kistendeckel und verschwand
bald darauf im Glasfaserkabel, um mit beinahe 300000 Kilometren in der Sekunde
davonzusausen.