Freitag, August 14

Teil 4

Maria Magdalena dachte an ihre eigenen vier Kinder. Da war der älteste Sohn Herbert. Er liess nur selten etwas von sich hören. Herbert war mit einer Japanerin verheiratet, sie hatten zwei hübsche Kinder, die Maria Magdalena noch nie gesehen hatte.Das Herz tat ihr weh, wenn sie daran dachte. Sie wohnten im fernen Japan. Maria Magdalena fühlte sich zu alt, um die weite Flugstrecke zu unternehmen und Herbert hatte kein Verlangen mit seiner Familie zu ihr zu kommen. Es flogen lediglich Briefe mit manchmal Zeichnungen der Kinder hin und her. Die Welt war Maria fremd, sie konnte sich nicht vorstellen, wie ihr Sohn lebte am Rande von Tokio. Auch über seine Arbeit wusste sie sehr wenig. Herbert war im Computerbusiness tätig, was für Maria Magdalena sowieso fremd war. Computer waren Arbeitsmaschinen, die sicher sehr nützlich waren aber den menschlichen Kontakt unterbinden. So hatte sich auch ihr Sohn Herbert von ihr entfremdet.

Die zwei Jahre jüngere Tochter Anja war anhänglicher, sie fragte oft nach dem Wohlergehen von Maria Magdalena. Vor allem seit dem Weggehen ihres Mannes hatte sich ihre Beziehung vertieft. Sie kam oft vorbei und die beiden Frauen tranken Kaffee und plauderten. Anja hatte kein rosiges Leben. Sie hatte früh geheiratet, ihr Mann betrank sich an den Wochenenden und Anja wurde geschlagen. Lange hatte sie sich geschämt etwas zu erzählen und ertrug die Übergriffe stillschweigend. Bis eines Tages Maria Magdalena bei Anja vorbeischaute und gerade eine solch hässliche Szene mit ansehen musste. Maria handelte rasch, rief die Polizei und Anja musste kurze Zeit in Spitalpflege. Externe Hilfen nahmen sich dann Anja an. Lange hörte Maria Magdalena nichts mehr von ihrer Tochter, Anja war wütend über den Einsatz der Mutter. Doch mit der Zeit näherten sie sich wieder an und es folgten glücklichere Tage. Anja wurde geschieden und arbeitete nun in ihrem Beruf als Kindergärtnerin. Sie war zufrieden und hatte ihr Gleichgewicht wieder gefunden.

Die Schwester von Anja war nur ein Jahr jünger und hatte ein ganz anderes Leben. Sonja war Krankenschwester von Beruf und arbeitete in Afrika in einem Aids Spital. Sie schrieb ihrer Mutter oft lange Briefe über die Armut und das dortige Leben. Sie konnte sich mit der Ungleichheit der Menschenschicksale nicht abfinden und versuchte durch ihr Helfen Linderung zu schaffen. Oft gelang dies aber nicht und Sonja war tief traurig. Maria Magdalena hatte manchmal das Gefühl, dass Sonja langsam die Kraft ausging für diesen Beruf, sie magerte ab und ihre Briefe tönten  depressiv. Zurückkommen wollte Sonja nicht, das liess ihr Stolz nicht zu. 

Der jüngste Sohn Rolfi war ein kleiner Luftibus. Er war aber auch immer ein Sonnenschein. Jeder schwierigen Situation konnte er die Spitze mit seinen Witzen und Sprüchen brechen. Alle mochten ihn gut. Er war immer gerne gesehen. Mit seiner Freundin reiste er viel in der Welt herum, sobald sie wieder etwas Geld hatten. Beruflich machte er mal dies mal das. Oft schaute er bei seiner Mutter vorbei und brachte immer etwas mit von seinen Reisen. Manchmal half er ein wenig mit in Haus und Garten, doch alles musste nach seiner Logik gemacht werden, da hatte Maria Magdalena nicht viel mitzureden. Als Maria Magdalena sich einen kleinen Wintergarten wünschte, kam Rolfi sofort mit Geräten, Brettern und Bausachen zu ihr und baute einen Hühnerstall. Die Hühner brachte er auch gleich mit, er fand, dass ihr Hühner viel mehr versehen als ein öder Wintergarten. So hatte sie nun täglich die Hühner zu füttern, den Hühnerstall zu putzen und suchte jeden Tag fünf Eier!!

Maria Magdalen überlegte, ob sie nicht Rolfi irgendwie einsetzen könnte nach Sonja in Afrika zu schauen. Sie brauchte noch etwas Zeit für einen entsprechenden Vorschlag.