All die
böswilligen Rivalitäten unter seiner Familie und der Familie Ardinghelli
kümmerten den kleinen Bernardo Franciscus Lorenzo nicht.
Friedlich lag er in seinem weichen Wiegenbett. Auch später hörte er lieber Geschichten
vom Heiligen Land, das immer wieder von den Heiden entweiht worden war, indem
sie nicht nur christliche Stätten verwüsteten, sondern auch muslimische
Übergriffe auf christliche Pilger stattfanden, um ihnen den Zugang zu den Heiligtümern
zu verwehren. Gebannt lauschte er neben dem Zürgelbaum, der zu seiner Geburt in
als Steckling in die Erde gesetzt worden war, den Erzählungen, wie 1070 der
türkische Stamm der Seldschuken grosse Gebiete im Nahen Osten erobert und dabei auch
Jerusalem eingenommen und unter die Kontrolle gebracht hatte. Wie 1095 Urban II. auf dem Konzil
von Clermont dazu aufgerufen hatte, die heiligen Stätten für die Christenheit
zurückzuerobern und1096 brach eine Armee aus französischen, lothringischen und
normannischen Rittern zum
eigentlichen 1. Kreuzzug aufgebrochen war. Neben religiösen Motiven hatte sie
auch die Hoffnung auf neue Ländereien getrieben. 1099 erreichte das Heer
Jerusalem, wo es ein entsetzliches Blutbad unter der muslimischen und jüdischen
Bevölkerung anrichtete. 1100 wurde das Königreich Jerusalem ausgerufen. In der
Folge entstanden Kreuzfahrerstaaten in Palästina, Syrien und Kleinasien, nämlich Edessa,
Antiochia und Tripolis. Nachdem Edessa 1147 unter Emir von Mossul erobert
worden war, wurde zum zweiten Kreuzzug aufgerufen, der jedoch als militärischer
Misserfolg scheiterte. 1187 besetzte Saladin, Sultan von Syrien und Ägypten,
Jerusalem. Der darauf folgende dritte Kreuzzug fand 1989 mit Beteiligung des
römisch-deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa, Richard Löwenherz von England
und Philipp II. August König von Frankreich statt. Auch er endete mit einer Niederlage und
Jerusalem blieb muslimisch. Es folgten weitere Kreuzzüge. Schliesslich gelang
es Kaiser Friedrich II. 1229 dank Diplomatie während des fünften Kreuzzugs, Jerusalem für die
Christen zu gewinnen.
All diese Berichte
liessen im empfindsamen, tief gläubigen Knaben schon früh den Wunsch aufkommen,
in die Heilige Stadt zu reisen. Nach vielem Drängen gab der Vater schliesslich
seinem Wunsch nach und der 12-jährige Bernardo Franziskus Lorenzo durfte einen
Handelsfreund der Familie auf seiner Reise nach Bursa begleiten, wo dieser
wegen des Safrananbaus in geschäftlichen Verbindungen stand. Es war ein
nebliger Aprilmorgen, als ihn Don Pedro Albizzi abholte. Er trug die Kleidung
eines einfachen Landmannes. Auch Bernardo war mit Hemd und Hosen eines
Bauernjungen bekleidet. Getarnt als mittellose Leute traten sie die lange,
beschwerliche und gefährliche Reise an.