Mittwoch, August 19

Teil 4


  Die Eimerorchidee oder Affenkehlorchidee



Die Eimerorchidee ist eine ganz spezielle Pflanze, stolz stand sie einst da mit ihrem Rieseneimer, dem Henkel  und ihren verschnörkelten Kelch- und Blütenblättern. Im heimischen Regenwald turnten die Affen um sie herum und beschnupperten diese wichtigtuerische Blume. Ihr Henkel und gefleckter Korb glich den Kehlen der Affen, die um sie herumturnten. Sie sprach mit niemandem und niemand wollte mit ihr Kontakt haben. Die Affen lachten sie aus, ergriffen ihren Eimer und warfen diesen herum wie einen Ball. So verloren die Henkelorchideen ihren ganz speziellen Schmuck und konnten sich auch nicht mehr fortpflanzen. Denn im Eimer war feines Nektarwasser, das die Bestäuber anlocken sollten. Die Ameisen hatten Erbarmen mit dieser malträtierten Orchidee und suchten sie auf. Es kam zu einem Deal mit diesen Ameisen, auch die Eimerorchidee war interessiert weiterzuleben und legte ihren Stolz und ihre Wichtigtuerei ab. Sie versprach den Ameisen feine Nahrung an leicht erreichbaren Nektarien ausserhalb der Blüte, die Ameisen dürfen ihr Nest in ihren Wurzeln bauen und im Gegenzug liefern die Ameisen der Pflanze Nährstoffe in Form ihrer Ausscheidung und verteidigen sie gegen Herbivoren und schaffen eine antimikrobielle Umgebung.
Für die Bestäubung aber hatte sich die Eimerorchide, die Coryanthes macrantha einen ganz speziellen fast sadistischen Mechanismus ausgedacht. Als Bestäuber will sie ausschliesslich männliche Prachtbienen, die Euglossini.
Diese grünglänzenden und schimmernden Bienen sammeln an der Eimerorchidee Duftstoffe, welche diese wiederum für die Paarung brauchen. Diese Aromen sind Ester des Eucalyptusöl oder von Methylsalicilat, welches in Kaugummis, Rheumamitteln und Badzusätzen vorkommt. Die Biene versucht an die untere Lippe zu gelangen und rutscht dann an der glatten Oberfläche ab und fällt in den Eimer der Orchidee, welcher mit drüsiger Flüssigkeit gefüllt ist. Wegfliegen kann die Biene nicht mehr, da ihre Flügel nass sind. Der einzige Ausgang liegt an der Lippenbasis, ein Tunnel, der an der Narbe und Staubbeuteln vorbeiführt. Die Pollen kleben so auf dem Rücken der Biene fest während sie sich durch diesen Tunnel zwängt. Dies ist höchst anstrengend und dauert fast eine halbe Stunde! Die Biene ist von dieser Erfahrung so traumatisiert, dass sie die Blüte nicht wieder besucht und sich nach anderen Duftstoffen umschaut.
Die Blüte blüht nur drei Tage lang, das heisst, damit sich diese Art erhalten kann braucht es etliche Blüten, was auch den Affen einleuchtete! Sie suchten sich andere Bälle für ihr Spiel!